Leben in der DDR, das bedeutete Anpassung. Was nicht ins Bild passte, daß wurde weggesperrt, zersetzt, umerzogen. Auch medizinische Einrichtungen waren in dieses System einbezogen. Besonders
erschütternd sind die Beispiele von Kindern und Jugendlichen in der DDR-Psychiatrie.
Gewalt, Ausbeutung und Verwahrlosung waren keine Einzelfälle. Das pure Grauen nennen Psychiater heute beispielsweise das Netzbett, wie es zur Fixierung von Insassen benutzt wurde. Axel Niebel
wurde zwei Wochen in solch einem Bett, dass er als eine Art Sarg bezeichnet, eingesperrt. In einer
Reportage des Norddeutschen Rundfunks sagt er dazu: "Ich weiß selbst nicht, wie ich das ausgehalten habe".
Andere wurden in dunklen Räumen isoliert oder mit Kaltwassertauchen und Schlägen misshandelt. Eine schulische Ausbildung wurde vielen verwehrt. Wirkliche Therapien gab es nicht, die Medikamente
sollten vor allem ruhigstellen. Axel Niebel beschreibt die Gefahr dieser "Spritzenkuren". Unfähig sich zu bewegen, war man ein leichtes Opfer für Vergewaltigungen durch Mitinsassen.
Systematisch war auch die fehlende Förderung schwerstbehinderter Kinder und Jugendlicher. Diese wurden an Betten oder Heizkörpern festgebunden, oder in verschweißten Gitterbetten wie Tiere
im Käfig gehalten. Die meisten behielten diese Zwangshaltung noch Jahre nach dem Ende der DDR bei, wie die Dokumentation "Die
Hölle von Uekermünde" beweist.
Die Nervenheilkunde war als Werkzeug des sozialistischen Staates nicht nur auf Kinder und Jugendliche beschränkt. Es konnte auch Erwachsene treffen, wie das
Beispiel von Brigitte Schneider zeigt. Sie wollte sich 1986 wegen einer
Sehnenscheidenentzündung behandeln lassen. Die überraschende Diagnose: Sie sei selbstmordgefährdet und müsse in die Psychiatrie eingewiesen werden. Nach massiven Beschwerden wird sie nach einem
Monat entlassen. Es folgt der nächste Schock: Ihre Kinder sind weg, ein Gutachten der Psychiatrie bezeichnet sie als erziehungsunfähig.
Was Psychiatrie in der DDR bedeuten konnte, das fassen wohl am besten die
Worte eines Insassen der Psychiatrie Teupitz zusanmmen. Vor Ort herrschte ein Chefarzt, den die Patienten "Iwan den Schrecklichen" nannten. Der Bericht liest sich wie folgt: "Patienten werden je nach Laune des Pflegepersonals und der dafür angehaltenen Patienten derart geschlagen, was man fast nicht beschreiben kann. Das ist unmenschlich in höchster Potenz [...] ein absolutes Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das ist grauenvoll, grauenvoll."
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