Schlag ins Gesicht

Die Staatssicherheit: Längst tot und vergessen, ihre Mitarbeiter erkannt und verurteilt. Aber ist das wirklich so? Keineswegs, die Realität sieht leider anders aus. Beispiele gab es zahlreiche, so  wurde 2009 bekannt, dass hunderte Ex-Stasi-Mitarbeiter noch bei der Brandenburger Polizei arbeiteten. Auch sollten es rund einhundert Mitarbeiter im Landeskriminalamt gegeben haben. Auch in der Stasi-Unterlagen-Behörde gibt es unbegreiflicherweise noch immer 15 ehemalige Mitarbeiter des MfS.

 

Man wird den Eindruck nicht los, dass der Wille zu Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit nicht mehr allzu groß ist. Dazu passte der Plan der rot-rot-grünen Landesregierung von Thüringen, die "Parlamentsunwürdigkeit" von Ex-Stasi-Spitzeln abzuschaffen. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer!

 

Wie soll mit der Vergangenheit umgegangen werden - und wie viele Stasi-Spitzel und MfS-Mitarbeiter gibt es heute noch in hohen Positionen? Die Sicht der Täter ist bekannt: Nichts zugeben, sich tarnen und wenn das nicht hilft, sich als Befehlsempfänger darstellen. Eine sehr gute Dokumentation des RBB hat sich dieser Frage angenommen. Unter dem Titel "Was wurde aus der Stasi" wird der Frage nachgegangen, wie es mit der Stasi nach 1990 weiterging.

 

Eine Schlüsselszene findet sich ab Minute 38 der Dokumentation. Hier geht es um die Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen. Im Jahr 2006 sollten in der Umgebung Hinweistafeln aufgestellt werden. In der unmittelbaren Nachbarschaft leben noch heute viele ehemalige Wärter, die sich in großer Zahl bei einer Versammlung im Bezirksamt einfanden. Statt der Opfer dominierten hier die Täter die Diskussion, die zunehmend eskalierte. Schließlich ergreift Siegfried Rataizick, der letzte Leiter der Untersuchungshaftanstalt, das Wort. An Hubertus Knabe gerichtet moniert er, dass sich bei den Führungen die ehemaligen Insassen als Opfer darstellen würden, während die ehemaligen Mitarbeiter als Täter deklariert werden. 

 

Soweit darf es nicht kommen.