Deutsche Denunzianten Republik

Der Spiegel berichtet in seiner Ausgabe vom 04.07.2015 und unter www.einestages.de, daß der Spitzelapparat weit über Stasi und IM hinausging. Neue Aktenfunde belegen ein erschreckendes Ausmaß an Denunziantentum. Sogenannte "Auskunftspersonen" gab es offensichtlich in großer Zahl, so zählten Historiker im ehemaligen Kreis Saalfeld in Thüringen 745 IM - und 3.335 Auskunftspersonen. Für Rostock wurde ein Anteil dieser Denunzianten an der damaligen Gesamtbevölkerung von 18 % berechnet.

 

Stasi- und IM waren somit nur die Spitze des Eisberges. Bislang konzentrierte sich die Aufarbeitung auf diese Quellen, während die Spuren der Denunzianten in Form von Tonbandmitschnitten der Volkspolizei oder Berichten aus den Betrieben in den Archiven verstaubten. Das soll sich nun ändern: Die Belege werden aktuell von Historikern ausgewertet.

 

Besonders erschreckend ist dabei die "Banalität" des Bösen, wie schon so oft in der Geschichte. Angeschwärzt wurde der Empfänger von Westpaketen, ebenso wer schneller als andere eine Wohnung oder ein Auto zugeteilt bekam. Auch Alkoholkonsum und Liebesbeziehungen wurden beobachtet und beflissen weitergemeldet.  Es fanden sich unter den Denunzianten auch Bewohner aus der Bundesrepublik, die etwa bei staatlichen DDR-Stellen anriefen, um Fluchtpläne zu verraten.

 

Dem deutschen Ordnungssinn entsprechend war man in Karl-Marx-Stadt offenbar dazu übergegangen, die Hilfs-IM zu erfassen und in zwei Kategorien einzuteilen. In den im Chemnitzer Stasi-Archiv aufgetauchten Akten ist von "GM" und "BM" die Rede. "GM" bedeutete "Gute Menschen", also solche mit positiven Einstellungen zum MfS. "BM" wiederum waren brauchbare Menschen, die also zumindest auskunftswillig waren, quasi also brauchbare Idioten. Man darf gespannt sein, was hier noch alles zum Vorschein kommt!